Donnerstag, 26. Januar 2017

Gedanken am Abend

Hallo ihr Lieben,

2016 war ich 7 Monate Ackerheldin und es war eine sehr abwechslungsreiche Zeit.

Offiziell begann alles am 01. Mai 2016. Wir wurden begrüßt, erhielten Tipps und Tricks zum Ackern, bekamen die Örtlichkeiten (Container mit Werkzeug, Gießkannen und Schubkarren und Pumpen) gezeigt und viele legten auch schon mit den ersten Aussaaten los. Ich hatte an dem Tag noch was vor und radelte wieder heim.
Alles sah noch ein wenig mau aus. Einige Setzlinge waren ja bereits vorgepflanzt worden, aber vorstellen, was daraus mal wird, konnte ich mir nicht.

22. Mai 2016
So besuchte ich den Acker meist mittwochs nach der Arbeit und am Sonntagmorgen. Ich lockerte den Boden auf, entfernte Unkraut und stellte bereits schnell fest, dass es unterschiedliche Auffassungen von „Ackerpflege“ gibt. Einige entfernten jedes nur vorsichtig durch die Erdkrume lugende Unkraut, andere wiederum sahen das absolut entspannt und ließen es erstmal ganz groß werden. Hat was, dann braucht man sich zum Ausrupfen nicht hinzuhocken oder -knien. Ich befand mich irgendwo in der Mitte, nicht allzu genau, aber auch nicht völlig entspannt.
  
05. Juni 2016
Gern verwechselt wurde die Hundskamille mit Dill. Dies regulierte sich meist wohl über den Geruch - die Hundskamille besitzt ihren Namen nicht grundlos. Ich erkannte sie nach gewisser Zeit und Größe an ihrem Aussehen.

Durch den immer wieder fallenden Regen, habe ich in den 7 Monaten nur 4 Mal gießen müssen. Dies ist wirklich Luxus, denn meine Parzelle 11 lag etwa 100 m von der Pumpe entfernt und man braucht schon 8 Gießkannen, um die 40 qm zu wässern. Das heißt dann im Umkehrschluss, dass ich 4 Mal marschiert bin. 
Es wurde dann auch ausgesät und ich lernte, dass ich mir NICHT merken kann, was ich beim letzten Mal wo ausgesät habe. Aber wenigstens hatte ich kleine Holzspieße als Markierung in die Erde gesteckt, so konnte ich erkennen, wo mein Saatgut austreibt und wo sich Unkraut breit machen will. 

07. Juli 2016
Zwischendurch war der Spinat schon erntereif, was ich leider fast verpasste, weil ich auf die Heldeninfos wartete und glaubte, dass er noch wachsen müsse. Damit schoss er ins Kraut und ich konnte ihn entsorgen.

Wir bekamen vorgezogene Zucchini-, Kürbis-, Tomaten- und Gurkenpflanzen geliefert, die natürlich auch eingepflanzt und sofort eingeschlämmt wurden.

Alles wuchs und gedieh, wurde größer und der ganze Acker immer grüner. Dank der Ringel- und Kornblumen gab es auch wundervolle orange und blaue Akzente und als dann noch die selbstausgesäten „essbaren Blüten“ zu blühen begannen, wurden die Farbskala noch um Gelb-Weiß erweitert und Orange und Blau erhielten Verstärkung.

17. Juli 2016
Leider gab es nur 2 Reihen Kohlrabi - das waren so etwa 8 Knollen. Schade, da hätte ich mir mehr gewünscht. Dafür hätte man auf 2 m Petersilie verzichten können. Also ich weiß jetzt, dass man Petersilien-Pesto auf viele unterschiedliche Arten zubereiten kann: mit und ohne Basilikum, mit und ohne Spinat, Cashew-Nüssen, Haselnüssen, gemischte Nüssen, mit und ohne Quark. Aber ich mag jetzt keins mehr sehen. Die Degus haben auch regelmäßig ein bisschen frische Petersilie bekommen und teilweise mochten sie diese auch nicht mehr fressen. Okay, ich habe auch noch Petersilie für die Degus getrocknet und für mich eingefroren.

Wöchentlich stieg die Menge an erntebereitem Gemüse und ich schleppte auf dem Rad Spitzkohlköpfe, Rote Beete, Salat, Erbsen, Bohnen und vor allem Mangold heim.
Mal abgesehen, dass man Mangold als Gemüse schön zermatscht essen kann, ist er auch als Grundlage für Curry gut geeignet und man kann tollen Pizzaboden daraus machen. Allerdings muss man ihn auch sehr sehr sehr gut waschen und ich weiß jetzt Essen zu schätzen, welches beim Kauen nicht knirscht. 

17. Juli 2016
Das Ackern an sich war gar nicht so das Zeitaufwändige, die Verarbeitung der Ernte nahm teilweise locker 4 bis 6 Stunden in Anspruch. Da war ich sonntags und montags immer schwer beschäftigt.
Um die Massen überhaupt putzen und waschen zu können, bin ich häufiger auf die Badewanne ausgewichen. Das Spülbecken in der Küche ist einfach zu klein für solche Mengen.
 
05. Juni 2016
Im Laufe der Zeit erntete ich noch Gurken, Möhren, Rotkohl, Zucchini und Kürbis und zu guter Letzt gab es Zwiebeln, Rosenkohl und Grünkohl.
Also aus Rote Beete und Grünkohl kann man hervorragend Chips selber herstellen.

Die Zeit als Ackerheldin hat Spaß gemacht und ich habe mich noch nie so stark mit Kochen beschäftigt. Viele Rezepte probierte ich aus und einige werden auch weiterhin gekocht und finden Einzug in mein Kochrepertoire. 

26. November 2016
Doch die Zeit, die die Verarbeitung der Ernte im Laufe der Zeit einnahm, hat mich schon genervt. Ich koche gern, doch 8 Wochen jede Woche 4 bis 6 Stunden auf ein oder zwei Tage verteilt mit der Verarbeitung der Ernte zu verbringen, war dann Erfahrung genug.
Es gibt viel zu viel, was ich sonst noch machen will, als dass ich wieder ein Jahr - vor allem die guten Sommermonate - dem Acker widme.

Liebe Grüße
Eure Elena

2 Kommentare:

  1. Hallo Elena,
    obwohl ich gern Bücher lese/über Bücher lese, gefällt mir so ein Beitrag aus dem Leben sehr gut.
    Ich finde die Möglichkeit mit den Pazellen ganz toll und sicher ist dies eine super Erfahrung. Der eine oder andere Bauer in der Umgebung bietet das auch an und es wird intensiv genutzt.
    Da ich einen Garten habe, brauche ich dies nicht. Aber auch ich probiere mich durch und allein schon für die Kids (damit sie wissen, wie es wächst, was dazu gehört, etc.) finde ich das toll.
    Schöner Beitrag. ;-)
    Liebe Grüße, Hibi

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    1. Huhu liebe Hibi,
      Danke für deine Worte. Ja, stimmt für Kinder ist es besonders interessant. Das Gemüse kommt nicht aus dem Supermarkt und es gibt auch mal eine Raupe im Grünkohl.
      Liebe Grüße
      Elena

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