Freitag, 21. März 2025

Rezension "Und ich werde dich nie wieder Papa nennen" von Caroline Darian

In aller Kürze
[Werbung unbezahlt]
Story: Wie Caroline Darian alles erlebt, was ihr Vater ihrer Mutter angetan hat
Spannung: wie geht es Caroline, wie erlebt sie alles
Charaktere: lebendige Menschen
Sprecher: Heike Warmuth verdient Hochachtung, dass sie dieses Buch lebendig gemacht hat
Schreibstil: flüssig

‘*‘ Meine Meinung ‘*‘
Das Verbrechen, welches Darians Vater ihrer Mutter angetan hat, hat die Schlagzeilen bestimmt und es war grandios, dass Gisèle Pelicot die Scham den Menschen zurückgibt, die sie empfinden sollten -> den Tätern.
Das Buch erzählt mir in Form eines Tagebuchs, wie alles nach und nach ans Licht kam und wie die Autorin dies empfand und durchlebte. Ich kann nicht im Geringsten nachempfinden, was Caroline Darian durchgemacht hat und immer noch durchmacht. Doch ich muss zugeben, dass ich stellenweise nur den Kopf schütteln konnte. Ja, Menschen, denen Traumatisches widerfährt, handeln nicht immer logisch und nachvollziehbar. Aber dass sie ihrer Mutter vorwirft, sie mit den Fotos von ihr und all den Enthüllungen allein zu lassen, fand ich echt heftig. Ihrer Mutter ist Widerliches angetan worden und sie muss damit auch erst einmal klarkommen und das alles sortieren und verarbeiten. Wie sollte sie da noch die Kraft haben, für ihre Tochter da zu sein? Vor allem vor dem Hintergrund, dass Pelicot sukzessive von ihrem Mann isoliert wurde und keine Freunde mehr hat, die ihr zur Seite stehen.
Ja, es hat mich auch total genervt, dass Pelicot zum Beispiel auch noch Mitleid mit ihrem Ehemann im Knast hat. Aber ich denke, auch das lässt sich mit der toxischen Beziehung der Eltern und dem schon immer vorhandenen unreflektierten und unberechenbaren Wesen des Vaters erklären.
Es wird selten erwähnt, wie stolz Darian auf ihre Mutter ist. In Befragungen, z.B. durch eine Richterin, stellt sie Pelicot als überfordert und manchmal sogar realitätsfern dar.
Mittlerweile kämpfen Mutter und Tochter gemeinsam und engagieren sich für die Opfer.
Es ist ein berührendes Buch, das ich nicht als Bettlektüre gehört habe, weil es mich nachdenklich, wütend und betroffen machte. Es wird genau beschrieben, welche Auswirkungen die „soumission chimique“ besitzt. Und ich hoffe, dass ein paar Menschen in der gleichen Situation, durch Sensibilisierung ihres Umfeldes, dadurch geholfen werden kann.
Ein Buch, das aufrüttelt und aufklärt, deshalb vergebe ich 5 Kraft-Sterne.

‘*‘ Klappentext ‘*‘
„Das Kind des Opfers und des Täters zu sein, ist eine schreckliche Last.“
Caroline Darian
Der Prozess hat die Welt erschüttert: Fast zehn Jahre lang hat Dominique Pelicot seine Frau Gisèle heimlich mit medikamentösen Substanzen betäubt, um sie zu vergewaltigen und fremden Männern zuzuführen. Diese Form des Missbrauchs nennt man soumission chimique (chemische Unterwerfung). Auch von der Tochter gibt es verhängnisvolle Fotos. Mit außergewöhnlichem Mut erzählt Caroline Darian von dem Sturz ins Bodenlose. Tagebuchartig beschreibt sie, wie das Ausmaß des Jahrhundertverbrechens ihre Familie zerstört. Und wie die Mutter es geschafft hat, ihren Stolz zu bewahren. Damit die Scham die Seite wechselt. Mutter und Tochter kämpfen gemeinsam. Sie werden weltweit als Heldinnen gefeiert. Das ist ihre Geschichte.
„All den Opfern will ich sagen: schaut euch um - ihr seid nicht allein!“
Gisèle Pelicot

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