In aller
Kürze
[Werbung unbezahlt]
Story: „Kinderverschickung“ ist ein bekannter Begriff, aber welch Grauen
dahintersteckt, ist weitgehend unbekannt.
Sprecher: Ulrike Kapfer behält die nötige Distanz zu den dramatischen Vorfällen
Schreibstil: unelegant
‘*‘ Meine Meinung ‘*‘
Wahrscheinlich habe ich durch meine Großeltern von Verschickungskindern
erfahren, auch wenn sie selber nie verschickt wurden. Als ich dann von dem Buch
hörte und den Klappentext las, war ich entsetzt. Was hatte sich da abgespielt?
Es mag übertrieben klingen, aber ein Horrorfilm ist ein Dreck gegen das, was
den Kindern angetan wurde. Es wurde ihren Eltern gesagt, dass es nur zum Besten
der Kinder sei, und dieser Aussage wurde geglaubt, weil die Ärzte usw. es ja
wissen mussten. Ich will gar nicht explizit darauf eingehen, was genau den
Kindern angetan wurde, denn es muss jeder für sich selber entscheiden, ob er es
konkret lesen oder hören will.
Das Martyrium war aber für die Kinder nicht nach der Verschickung beendet, nein, sie
erlitten Schäden für den Rest ihres Lebens. Sei es gestörte Sexualität oder
Essstörungen, die Folgen begleiten ein Leben lang oder führten sogar zu
Selbstmord.
Die historischen Wurzeln waren interessant und vor allem die Mauern, die von
Behörden, Einrichtungen errichtet wurden, um diese Vorfälle nicht ans Licht kommen
zu lassen. Es gibt noch viel aufzuarbeiten.
Der Schreibstil der Autorin war unelegant. Man merkt, dass sie Journalistin ist
und sich mehr mit kürzeren Texten befasst. Beim Buch war es teilweise
verwirrend, wie sie zwischen den Sichten, Erlebnissen und Schilderungen hin und
her hüpfte. Aber ganz nervig war ihr ständiges „:innen“. Da hätte ich mehr
Eloquenz und Varianz erwartet. Sich einfach mal über genderneutrales Schreiben schlau
machen, darüber sollte eine Journalistin Bescheid wissen.
Ulrike Kapfer hat fantastisch gelesen. Sie wahrte die nötige Distanz und zog
trotzdem in die Erzählungen, Rechercheergebnisse und Betroffenenberichte. Hier
fand ich es gut, dass keine Emotionen transportiert wurden, denn das hätte mein
Kopfkino viel zu stark angekurbelt und ich hätte garantiert Albträume gehabt.
So konnte ich auch distanziert den Schilderungen lauschen und die Fakten
aufnehmen.
Ein definitiv wichtiges Buch, welches auch erziehungstechnisch als
abschreckendes Beispiel dienen kann, mit einem Thema, welches nicht totgeschwiegen werden darf. Mir
fehlten konkrete Hinweise auf Foren oder Stellen, an die sich Betroffene wenden
können und das unelegante „:innen“ nervte mich kolossal. So vergebe ich 4
verschickte Sterne, denn auch bei dem brutalen Thema will ich Hörgenuss haben.
Über 15 Millionen Mal wurden Kinder in der BRD und der DDR seit 1945 zur Kur geschickt. Für viele von ihnen waren diese Wochen prägend – und doch haben sie kaum darüber geredet. Dieses Buch erzählt die wenig bekannte Geschichte der deutschen Verschickungskinder.
Als die Journalistin Lena Gilhaus durch Zufall davon hört, dass ihr Vater als Kind in Kur geschickt wurde, beginnt sie zu recherchieren. Sie veröffentlicht eine erste Recherche über Kinderkuren und löst damit eine Lawine aus: Menschen von überall melden sich und erzählen von eigenen Erfahrungen.
Lena Gilhaus folgt den Spuren weiter und stößt auf ein verdrängtes Kapitel der Nachkriegsgeschichte. Millionen Kinder aus der BRD und der DDR verbrachten einen Teil ihrer Kindheit in Heimen, an der Nord- und Ostsee, in den Bergen und auch im Ausland. Sie sollten dort zu Kräften kommen und gesund werden – viele erlebten diese Zeit aber als Grauen. Erst in den 70er- und 80er-Jahren änderte sich der Alltag in den Kuren langsam.
Wo liegen die historischen Wurzeln der Kinderverschickung? Hat der Nationalsozialismus Spuren hinterlassen? Wie waren die Kuren organisiert, wer finanzierte sie – und wer profitierte davon? Wie war der Alltag, was erlebten die Kinder dort – und welche Tiefenwirkungen hatte das für die Gesellschaft der Nachkriegszeit? Spannend, anschaulich und erschütternd: Lena Gilhaus erzählt anhand unveröffentlichter Dokumente und vieler Erlebnisberichte die verdrängte Geschichte der Kinderkuren.
Hallo liebe Elena,
AntwortenLöschenmanchmal denke ich...das Mittelalter/schlimme Zeit hat sich auch in unsere gar nicht so lange her Zeit gerettet........
Was da nicht alles im Sinne....von die Erwachsenen tuen....."nur Gutes für die Kinder getan wurde"...schlimm...schlimm..
Auch sehr interessant...'Wir sind die Wolfskinder' von 'Sonya Winterberg'
Die Schicksalswege ostpreussischer Kriegskinder auf ihren Irrwegen durch das russisch besetzte Baltikum recherchiert bis in die Gegenwart, unterstützt mit Pressenotizen, amtlichen Schreiben und privaten Suchmeldungen.
Hat mich sehr erschüttern das Buch.
LG..Karin..
Huhu liebe Karin,
Löschenhabe mir den KT des Buches angeschaut und kann mir gut vorstellen, wie erschütternd das Buch ist.
LieGrü
Elena