Donnerstag, 1. September 2022

#femtember

Hallo lieber Nico,
vielen Dank, dass du uns im Rahmen des „#femtember“ mehr über dich und diese Aktion erzählst. 

Stell dich doch bitte selbst kurz vor.
Hallo liebe Elena,
aaalso, ich bin Nico und ich bin großer Bücherfan. Seit meiner Kindheit lese ich, allerdings hat mir in meinem Freundeskreis oft die Möglichkeit gefehlt, mich über meine gelesenen Bücher auszutauschen. Mein Geschmack ist zugegebenermaßen etwas „nischig“. Ich lese gerne Fantasy und Science Fiction, auch Comics, viel auf Englisch. Meine Freund*innen, wenn sie denn lesen, interessieren sich hauptsächlich für Krimis.
So habe ich vor mehr als drei Jahren schließlich meinen Blog buchwinkel.de eröffnet.

Über den Blog habe ich dann auf Twitter und Instagram auch eine Community gefunden, mit der ich mich über meine Lieblingsbücher austauschen konnte. Mein Lesen hat mich aber auch politisiert. Und es ist mir wichtig, zumindest ein klein bisschen etwas gegen all die alltäglichen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen des Patriarchats und des Kapitalismus zu tun. Deshalb der feministische September, der mittlerweile zum vierten Mal stattfindet. Vielleicht gibt dieses Spotlight auf feministische Literatur und andere feministische Themen ja ein paar Denkanstöße für die Lesenden. Veränderung beginnt im Kleinen.

Dass dein Buchgeschmack außergewöhnlich ist, weiß ich ja bereits durch unser Bloggerinterview. Was hat dich dazu gebracht, feministische Phantastik zu lesen?
Hm. Also ich habe schon immer Fantasy gelesen, die großen Sachen, Herr der Ringe, Game of Thrones, ein gewisser Zauberer, der durch seine transfeindliche Autorin mittlerweile unlesbar geworden ist… Ohne mir allerdings groß darüber Gedanken zu machen, was das in den Büchern vermittelte Weltbild eigentlich darstellt.
Dann habe ich (etwa mit Mitte 20) ein Interview mit der Feministin Margarete Stokowski gesehen, fand ihre Aussagen total spannend und fing an, mich mit Feminismus zu beschäftigen. Leider hatte das Thema in meiner Bildung und Erziehung bisher keinen großen Stellenwert gehabt…
Je mehr ich über das Patriarchat, Intersektionalität, Gender etc. erfahren habe, desto schwerer fiel es mir, meine Begeisterung für die altgedienten Klassiker aufrechtzuhalten. Rassismus in Herr der Ringe, Misogynie in Game of Thrones… Wie schon gesagt, mein Lesen hat mich politisiert. Und so begann ich, mich nach Literatur umzusehen, die die Themen bearbeitet, die mich ebenfalls bewegen.

Warum reizt dich das Thema?
Weil unsere Gesellschaft von Grund auf unfair und ungerecht ist. Zugang zu Bildung, angemessene Vergütung von Arbeit, medizinische Versorgung, überall laufen Dinge nicht gut. Eine Sprache zu finden, um Missstände zu benennen und anzuprangern empfinde ich als super wichtig.

Was ist für dich der wichtigste Aspekt am Feminismus?
Für mich bedeutet Feminismus, dass alle Menschen ungeachtet ihres Körpers, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung dieselben Rechte und Möglichkeiten haben. Feminismus muss für mich intersektional sein. Und er hört längst nicht bei den Rechten von Frauen auf. Queere Menschen, Menschen mit Behinderung, BIPoC, einfach alle Menschen müssen mitgedacht werden. Weiße heterosexuelle Männer sind zwar die großen Gewinner, aber auch sie leiden unter dem Patriarchat (auch wenn sie es selbst oft nicht wahrhaben wollen, weiterführende Literatur hierzu z.B. „Sei kein Mann“ von J. J. Bola oder „Prinzessinnenjungs“ von Nils Pickert).

Wie bist du auf die Idee des „Femtembers“ gekommen?
Auf anderen Buchblogs habe ich verschiedenste Mitmachaktionen gefunden, an denen sich andere Blogger*innen beteiligen konnten, z.B. #wirlesenfrauen oder die #subventur. Um mich mit anderen Interessierten zu vernetzen und auch meinen eigenen Horizont zum Thema zu erweitern habe ich dann den #femtember ins Leben gerufen.

Es gibt ja viele Bücher, die unter dem Label „Feminismus“ firmieren. Wie triffst du deine Auswahl? Wie und wo findest du deine Bücher?
Ich lasse mich von den sozialen Netzwerken beeinflussen. Was lesen und empfehlen andere Blogger*innen, was lesen (und schreiben) feministische Autor*innen, die ich kenne? Auch bei den Beiträgen zum #femtember war bisher immer einiges dabei, das ich noch nicht kannte. Und natürlich stöbere ich durch die Verlagsvorschauen =)

Verrate uns deine/n Lieblingsautor/en/in/innen und deine/n Lieblingsverlag/e.
Zu meinen Lieblingsautor*innen gehören unter anderem die bekannten Vertreter*innen der „Progressiven Phantastik“, Judith und Christian Vogt. Im internationalen Phantastikbereich gibt es eine beständig wachsende Gruppe von Autor*innen, die ihre Geschichten feministisch denken und deren Bücher gesellschaftliche Problematiken adressieren. Ich schwärme zum Beispiel für Charlie Jane Anders, C.L. Clark, Tasha Suri, Tamsyn Muir und Alix E. Harrow. Tillie Walden schreibt und zeichnet wundervolle Comics.
Und wer sich in Sachbüchern über Feminismus informieren möchte, ist unter anderem bei Margarete Stokowski, Emilia Roig oder Kübra Gümüşay an der richtigen Stelle.
Lieblingsverlage… hm, das ist schwierig. Ich mag „orbit books“ und „tordotcom“, weil sie so viel visionäre Fantasy verlegen. Ganz viel Liebe habe ich übrig für den Indie-Verlag „Amrûn“, der mittlerweile die halbjährlich erscheinende „Queer*Welten“ verlegt.

Die Top 3 Bücher-Highlights für den „Femtember“
Ich habe vor zu lesen:
- „Laut und selbstbestimmt - Wie wir wurden, wer wir sind“ von Sandra Jungmann
- „Das Paradies ist weiblich“, herausgegeben von Tanja Raich
- „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ von Pip Williams

Gib uns zum Schluss bitte 9 Buchtipps

Schildmaid - Das Lied der Skaldin“ von Judith und Christian Vogt
Die zehntausend Türen“ von Alix E. Harrow
Ich bin Gideon“ von Tamsyn Muir
Sprache und Sein” von Kübra Gümüşay
Why We Matter“ von Emilia Roig
Prinzessinnenjungs“ von Nils Pickert
Unerschrocken - Gesamtausgabe“ von Pénélope Bagieu
Auf einem Sonnenstrahl“ von Tillie Walden
Julian ist eine Meerjungfrau“ von Jessica Love

Elena: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast.

Nico: Vielen herzlichen Dank dir für die Fragen und deine Teilnahme am #femtember.

2 Kommentare:

  1. Liebe Elena,

    vielen lieben Dank, dass du dir die Mühe gemacht und ein Interview mit mir geführt hast. Der Beitrag ist toll geworden!

    Liebe Grüße,
    Nico

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    1. Huhu lieber Nico,
      Danke, dass du Rede und Antwort gestanden hast und überhaupt den #femtember ins Leben gerufen hast.
      LieGrü
      Elena

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