Donnerstag, 22. März 2018

Gedanken am Abend

Hallo ihr Lieben,

wie häufig höre / lese ich: „Oh, wie toll, du bist Betaleserin. Das würde ich auch gern machen.“
Ja, stimmt, es ist toll, Bücher vor der Veröffentlichung zu erhalten und zu lesen, mehr zu wissen als die anderen und ihnen sogar evtl. die Nase lang zu machen.


Aber was wird von mir überhaupt verlangt?
„Meine“ Autoren erwarten von mir, dass ich Rechtschreib- und Grammatikfehler finde. Dafür google ich dann auch schon mal, weil ich ein korrektes und fundiertes Feedback geben will. Ein „mein Bauchgefühl“ sieht das anders, ist für mich keine Argumentation.
Auch Logiklöcher wollen gestopft werden. Da steht einer von der Liege auf und betrachtet sich im Spiegel. Blöd nur, dass er eine Seite vorher schon mit wackligen Beinen die ersten Gehversuche absolvierte und sich danach nicht wieder auf die Liege legte.
Dank des Buches „Testlesen - Handbuch für effektives Testlesen“ von Sonja Rüther, gibt es in meinen Kommentaren mittlerweile auch Bemerkungen wie „Super, lass ihn leiden“ oder „Ich vermute, dies und das geschieht“. Damit weiß der Autor, ob seine Falle funktioniert, sein Plottwist gut vorbereitet wurde.

Und als wenn das nicht ausreichend wäre, gibt es zum Beispiel mittwochs eine Mail mit dem Tenor: Am Wochenende kommt das Manuskript, bitte bis Dienstag Feedback.
Also halte ich mir am Samstag und Sonntag jeweils mind. 4 Stunden frei, um ordentlich und genau zu lesen. Denn bewusstes Lesen dauert bei mir länger, als wenn ich einfach zum Vergnügen lese. Auch brauche ich nach spätestens zwei Stunden eine Pause.
Neugierig wie ich bin, gucke ich spätestens alle drei Stunden in mein Mailpostfach und ... am Sonntagabend ist das Manuskript da. Stimmt, es ist immer noch Wochenende. Und ja, das Feedback wäre bis Dienstag immer noch klasse. Ähm, okay, dann halt eine halbe Nachtschicht und Montagabend sofort nach dem Sport nach Hause und betalesen.
Aber es macht trotzdem Spaß und was wäre das Leben ohne Herausforderungen.

Und ich danke den Autoren für ihr Vertrauen. Betalesen ist nicht immer einfach, aber mir macht es Spaß.

Findet ihr Betalesen immer noch erstrebenswert?
Oder wäre euch das manchmal zu stressig?
Oder wartet ihr lieber auf die fertige Fassung?

Liebe und neugierige Grüße
eure Elena

2 Kommentare:

  1. Schön, mal zu hören, was die Motivation dafür ist, sich so viel Arbeit zu machen! Betaleser sind so wichtig. Da finde ich es auch schwierig, was du da schreibst - ich hätte echt ein schlechtes Gewissen, wenn ich so extrem kurzfristig Rückmeldung bräuchte ... nee, wär nicht meins, ich könnte nicht so mit der Zeit anderer Leute hantieren.

    Als Autor sitzt man aber auch manchmal in der Zwickmühle, wenn man das Feedback des Testlesers nicht nachvollziehen kann oder - auch schon gehabt - manche Kommentare schlichtweg falsch sind. So wie man als Autor bei Kritik nicht zickig werden sollte, sollte man das als Betaleser auch nicht ... hab ich aber trotzdem schon erlebt. Das ist schade.

    Aber schön, dass es dir so viel Spaß macht! Du machst es auch gut :)

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    1. Huhu liebe Dania,
      es handelt sich bei den kurzfristigen Aktionen nur um maximal 4 Stunden - das ist zu verschmerzen. 400 Seiten wären nicht machbar.
      Ich gebe zu, dass ich häufig gar kein Feedback zu meinen Kommentaren erhalte. Das ist für mich aber auch okay. Das heißt für mich, meine Kommentare sind nachvollziehbar. Ob sie umgesetzt werden, ist immer Autorensache.
      Interessant finde ich immer den Austausch über Dinge, bei denen es unterschiedliche Ansichten gibt.
      DANKE für das Kompliment - jetzt bin ich rot geworden.
      LieGrü
      Elena

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