Wie viel von dir steckt in dem Protagonisten, dem Schotten Finn?
Ich würde gern sagen: „Eine Menge“, weil ich viele Eigenschaften an ihm mag und gern behaupten würde, ich wäre auch immer so klar und geduldig. Aber ich lerne meine Figuren eher kennen, als dass ich sie bewusst erschaffe. Klingt seltsam, ich weiß. Dazu müsste ich wohl etwas ausholen, also holt euch schnell einen Kaffee, es geht los:
In unseren Workshops übers professionelle Schreiben dreht sich ein Punkt um Plotter und Bauchschreiber. Also um jene, die den Roman vor dem Schreibprozess komplett durchplanen, die Figuren entwickeln, die Welt bauen und alles zusammentragen, was sie brauchen, um aus dem Gerüst eine Handlung mit Hand und Fuß zu bauen. Bauchschreiber schreiben drauflos, recherchieren, wenn es akut ist und haben bei der Überarbeitung dann mehr zu tun. Ich sage immer gern, dass Bauchschreiber eher Kopfplotter sind, denn das, was getan werden muss, ist in beiden Fällen das gleiche, nur eben zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, Hauptsache, man schafft es bis zum Ziel. Jedenfalls bin ich Bauchschreiberin. Ich habe einen Impuls mit dem ich loslege und dann ist es wie ein Film, den ich nebenbei aufschreibe. Figuren kommen und gehen, ich lerne sie kennen, lasse sie machen und bin nicht selten überrascht, was für eine Wendung etwas genommen hat. Nicht umsonst gibt es auf meiner Page die spoilerfreie Selbsthilfegruppe für gebeutelte Figuren. Ich habe schon Thriller geschrieben, bei denen ich bis zur Hälfte nicht wusste, wer der Mörder ist, bis sich endlich eine Figur angeboten hat. Deswegen weiß ich nicht, wie viel von mir in den Figuren steckt, sie kommen mir alle so lebendig vor – also auf eine gute, nicht psychisch bedenkliche Weise.
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