Was ist
der außergewöhnlichste Ort, an dem du eine Idee für einen Plot, eine Szene,
eine Figur hattest?
Ich habe selten spontane Ideen. Meistens handelt es sich um Gedankengänge, die plötzlich Schnittpunkte aufweisen und von diesem Zeitpunkt an zusammengehören. Ich habe z.B. viele Jahre an der Idee einer SF-Geschichte gearbeitet, in der eine Protagonistin mit einem Liegefahrrad gegen Nanoroboter kämpft. Sie nimmt ein Fahrrad, weil die Nanoroboter andere Maschinen, wie z.B. Autos orten können. Eine andere Geschichte spielte im dreißigjährigen Krieg. Ein alter Söldner und eine junge Frau schließen einen Pakt. Sie will Rache, er will Rache. Hass-Liebe meets Vernunftehe. Und plötzlich hatte ich die Idee beide Geschichten miteinander zu verbinden, daraus entstand ÖDLAND.
Meistens sind Ideen Teile eines Plots, Elemente einer Szene, Eigenschaften einer Figur. Gibt es einen außergewöhnlichen Ort, der mich zu einem Plot, einer Szene oder einer Figur inspiriert hat? Das gibt es durchaus, aber meistens nur im Rückblick, in der Erinnerung. Wenn ich an ungewöhnlichen Orten bin, versuche sie möglichst ungefiltert in mich aufzunehmen. Ich fotografiere gern, aber manchmal steht selbst das Fotografieren der Wahrnehmung im Weg. Am Schreibtisch erinnere ich mich und montiere meine Erinnerungen dann wie im Schneideraum. Die Idee für Isas Einstiegstraum in DreamWalker, die Hütte im Fjell, hatte ich z.B. vorher, die Idee für den Außenposten Zitadelle aus ÖDLAND hinterher, aber eben nicht in dem Moment.
Der
außergewöhnlichste Ort, der mich inspiriert hat ist VIKTORIASTADT. Ein
Stadtteil in Berlin in dem ich drei Jahre gewohnt habe. Es kam mir immer
seltsam vor, dass S-Bahndämme ihn vollständig umgeben. Man ist dort quasi
eingekreist von S-Bahnlinien. Das Rumpeln und Quietschen ist überall im Kiez zu
hören. Daraus entstand die Idee, dass man die Dämme gut zu Verteidigungswällen
ausbauen und aus VIKTORIASTADT eine Festung machen könnte. Diese Idee schlummerte
viele Jahre in mir und mit der ÖDLAND-Reihe fand sich die passende
Geschichte.
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