Arbeitest
du zu Beginn der Story die Charaktere komplett aus oder ergänzt du sie im Laufe
der Zeit, weil sich noch Facetten während der Handlung ergeben?
Was die Charaktere angeht: Das Stamm-Ensemble steht am Anfang schon fest
mit allen Charakterisierungen. Beim Schreibprozess kommt es aber immer mal
wieder vor, dass ich da neu justieren muss. In Folge 2 z. B. hatte ich die
junge Kommissarin ursprünglich als Karrieristin angelegt, die sich im
Verwaltungsapparat der Polizei hochschläft. Beim Schreiben und Interagieren mit
den anderen Personen hat sich aber herausgestellt, dass sie viel zu
selbstbewusst und selbstbestimmt ist, um so was zu machen.
Welche
Stadt hattest du im Kopf? Es wird ja nie ein Name erwähnt.
Stadt? Gute Frage! Wie bei »RACHE« spielt die Serie auch in einer
namenlosen Stadt. Ganz am Anfang war mal in der Diskussion, ob ich mir
vorstellen könne, SMASH99 in einer Großstadt in den USA spielen zu lassen. Das
war mir persönlich zu weit weg. Auch wäre u. U. der inflationäre Gebrauch und
Missbrauch der Waffen in einem USA-Setting nicht mal sonderlich aufgefallen. In
einem dystopischen Deutschland macht so was mehr her. Ich habe ursprünglich an
Berlin gedacht - auch mal an Hamburg. Schon was mit Weltstadt-Flair. Auch die
Idee, jede Folge in einer anderen Stadt spielen zu lassen, hatte was. Aber
letztendlich sollte die Geschichte überall und nirgendwo stattfinden können …
das fand ich am »charmantesten«.
Hast du
dich mit Waffen und Kampfkunst im Vorfeld beschäftigt oder ist das alles aus
dem Bauch heraus? Immerhin erwähnst du bei den Kämpfen die Namen der Kicks und
Schläge.
Ach ja, die Praxis liegt schon eine ganze Ewigkeit zurück. Als
Bundeswehrsoldat (Wehrdienst) habe ich damals, glaube ich, mit allem
geschossen, was das Waffenlager hergab, auch wenn ich ein unglaublich
miserabler Schütze war. Seither habe ich nie wieder eine Waffe angefasst, wobei
ich zugeben muss, dass dieses Teufelszeug eine gewisse Faszination auf mich
ausübt (wahrscheinlich, weil es so ein Teufelszeug ist).
Und Kampfkunst - aber hallo! Ich gehöre noch der Generation an, die nachts aufgestanden
ist, um live einen Boxkampf mit Muhammad Ali in der Glotze anzugucken. Insofern
war ich schon früh verdammt gut in Box-Theorie. Was die Praxis angeht - ich war
mal eine Zeit lang in einem Ringerverein. War ganz nett, aber für die Männer
dort war das Training eigentlich nur die Aufwärmphase für das anschließende
gemeinsame Biertrinken.
Kurz und gut - was Waffen und Kampfkunst angeht: Da recherchiere ich, was das
Internet und die Stadtbibliothek hergibt.
Woher
kommt das »99« im Titel?
99 hat in der Zahlenlehre des Frühchristentums die Bedeutung von »Amen«.
Und »Amen« ist halt das finale Wort, das Abschlusswort, das als Bekräftigung
des bisher Gesagten gilt. (Im Sinne von: »So sei es! «) In Verbindung mit dem
Terror-Kampfstoff Smash hat 99 natürlich einen sehr pessimistischen,
desillusionierenden, apokalyptischen Charakter. Nicht ganz unpassend für die
Serie.
Hattest
du beim Schreiben schon Sprecher im Ohr? Oder hast du das auf dich zukommen
lassen?
Ganz ehrlich - als ich gehört habe, dass Hörbücher von der Serie
produziert werden sollen, dachte ich erst mal: »WOW! GENIAL!«
Weil ich wusste, dass der Verlag Bastei-Lübbe mit
exzellenten Hörbuch-Sprechern arbeitet, machte ich mir keine Sorgen, sondern
war einfach nur neugierig, was da auf mich zukommen würde …
Als sich dann diese Hochkaräter meine Romane lesend vornahmen, war ich dann nur
noch - wie sagt man so schön? - geflasht!
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